Nordalb
ein Ausstellungsprojekt
„Nordalb“ ist Teil des Projekts „To infinity and to the Alb“.
Im Projekt „Nordalb“ findet der Arbeitstitel „Bis ins Unendliche und auf die Schwäbische Alb“ zur zeitlichen Dimension der Unendlichkeit. Relativ kurzweilige kulturelle Ereignisse sind eingebettet in lange natürliche Zeiträume. Menschliche Kulturen und damit verbundene, oft auch zerstörerische Gesellschaftsmodelle werden in vielleicht unendlichen Kreisläufen und Wiederholungen in ein „Unendliches“ weitergetragen.
Die Geschichte und Gegenwart eines Berges auf der Schwäbischen Alb wird in den Focus intensiver, künstlerisch motivierter Recherchen genommen.
Die Nordalb hat eine bewegte Geschichte vorzuweisen: Im Jahr 1934 wurde dort eine SA Sportschule errichtet und in der Folge dann eine Verkehrsschule der motorisierten Gendarmerie betrieben. In der letzten Phase des Krieges waren auf der Nordalb SS-Truppen stationiert. Nach Kriegsende richtete die Arbeiterwohlfahrt 1947 eine Kinder-Erholungsstätte in denselben Gebäuden ein, vor allem Kinder aus Berlin wurden dort beherbergt. 1996 wurde das Areal dann an die „Kirche im Aufbruch“ verkauft, die dort u. a. ein Camp, eine Zeltstadt nach englischem Vorbild durchführt.
Das Projekt wurde gefördert durch ein Stipendium des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Schichten
Historische Ansichtskarten liegen ausgebreitet auf einem Tisch. Mal ist deren Bildseite zu sehen, ein andermal wiederum können Nachrichten gelesen und Empfängeradressen entschlüsselt werden. Einige der Postkarten stammen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs, der größte Teil von ihnen wurde jedoch in den darauffolgenden Jahren versendet, als auf der Nordalb eine Kindererholungsstätte eingerichtet war. Auf diesem „Mosaik“ liegen nun, nur durch eine Glasplatte von den historischen Postkarten getrennt, Stapel von Büchern, die eine Vielzahl gegenwärtig entstandener Fotosequenzen bergen. Ihr poetischer Inhalt erzählt von aktuellen, von zeitgenössischen Ansichten der
„Nordalb“.
Fundstücke
Die Lokalisierung der Fundorte von Artefakten und die Fundstellen fossiler Schwämme lassen zwei grafisch sich stark unterscheidende Bilder entstehen. Während die vom Menschen geschaffenen Gegenstände vor allem rund um das ehemalige Lager aufzufinden sind, bilden die Fundorte fossiler Schwämme ein geografisches Bild des Berges ab.
In zwei grauen Aufbewahrungsboxen versammeln sich verlorene, entsorgte oder verschüttete Reste des menschlichen Alltags. Der Zeitraum ihrer Entstehung und Nutzung umfasst den von ca. 90 Jahren. Neues und Altes vermischen sich, sind nicht zeitlich sortiert. Sie erzählen Geschichten der verschiedenartigen Nutzung des Lagers und Areals auf der Nordalb.
In einem Archivschrank werden fossile Schwämme und Steinfragmente ehemaliger Gebäude des Nationalsozialismus zusammengeführt. Unterscheidungsmerkmale verwischen sich. Die Legende muss zur Hilfe genommen werden, um die Art und die Herkunft der Gesteine bestimmen zu können.
Schwämme (Porifera) sind wahrscheinlich die ältesten Lebewesen und die ursprünglichsten Tiere auf der Erde.
Sie kommen in allen Meeresgewässern vor und können in extrem verschiedenartigen Lebensräumen bestehen.
Es gibt ungefähr 16.000 Arten von Schwämmen. Sie haben die Form von Tellern, Bechern, Vasen, Keulen, Knollen oder Fladen und können ein Alter von mehreren tausend Jahren erreichen.
Seit ca. 700 Millionen Jahren gibt es Schwämme. Sie haben die Evolution erfolgreich überdauert, ihren Bauplan nur wenig verändert und jede Wandlung des Lebensraums bewältigt.
Schwämme sind ortsfest, also verwachsen mit ihrem Untergrund.
Sie bewegen sich nicht oder nur sehr geringfügig im Raum.
Das Projekt „Nordalb“ in der Ausstellung:
„Fünf Positionen – fünf Räume“
Arbeiten von Sonja Allhäuser, Martina Geist, Katharina Hinsberg, Kathleen Jahn und Gabriela Oberkofler
Galerie im Ostflügel auf Schloß Filseck, Uhingen
11. Februar – 21. Mai 2023